LoveStar - Roman by Bastei Lübbe

LoveStar - Roman by Bastei Lübbe

Autor:Bastei Lübbe [Lübbe, Bastei]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Lübbe
veröffentlicht: 2010-08-31T22:00:00+00:00


Super Melonenangebot

Indriði hatte vor Sigríður nur eine Freundin gehabt, und diese Beziehung war völlig missglückt. Er hatte sie mit siebzehn kennengelernt, als sein Vater ihm einen Sommerjob in der Stromproduktion im Aluminiumwerk (LoveAl) im südisländischen Tiefland vermittelt hatte. Dort wurde er schon nach wenigen Wochen gefeuert, weil er sich geweigert hatte, Hühner zu schlachten und ihr Blut auf die Elektroden zu spritzen, obwohl es wissenschaftlich erwiesen war, dass sich die elektrische Leitfähigkeit dadurch um 3 % steigerte (der neue Chef des Aluminiumwerks stammte aus Haiti).

Vormittags arbeitete Indriði auf der Laufstrecke. Innerhalb kürzester Zeit war er in Topform, da er fünfzig Kilometer am Tag lief und bis zu hundert Kilowatt Strom in der Stunde produzierte. Mittwochs beteiligte er sich auf der Sandfläche zwischen der Aluminiumfabrik und der Nationalstraße am Schauringen mit den Mitarbeitern der Souvenirfabrik, während die Zuschauer in Bussen an ihnen vorbeirauschten. Montags setzte er einen Wikingerhelm auf für das Fechten mit den Mitarbeitern der Windmühlenfabrik (natürlich nur zum Schein) vor japanischen und deutschen Senioren. Die Windmühlen waren aus Aluminium gegossen; sie wurden an der Küste errichtet und zogen sich von Ost nach West über den Horizont. Tausende Windmühlen drehten sich wie gigantische Mittagsblumen im Wind.

Manchmal musste Indriði an der Küste entlangwandern und Vögel auflesen, die in die Flügel der Windmühlen geraten waren. Er sammelte, sortierte und zählte sie und nahm sie aus. Die Häute waren für den Präparator in der Souvenirfabrik bestimmt. Die Brüste brachte Indriði in die Küche, und die Innereien und Knochen wurden zermahlen und zu Fuchsfutter verarbeitet. Anschließend teilte er dem Mädchen in der Brutstation mit, wie viele Vögel er gefunden hatte. Es war billiger und humaner, Vögel aufzuziehen, freizulassen und von den Flügeln erschlagen zu lassen, als Hühner in Käfigen zu züchten. Die Mitarbeiter bekamen viermal in der Woche Wildgeflügel zum Mittagessen. Wildgeflügel steigerte die Energieproduktion um 0,5 % (zu viel Wildgeflügel steigerte jedoch bei 5 % der Mitarbeiter den Sexualtrieb, was ihre Arbeitsleistung um 1,3 % reduzierte). Freitags gab es Hühnchen, nachdem diese geopfert worden waren. Die Freitage waren ziemlich turbulent und chaotisch, überall spritzten Federn, Köpfe und Blut herum, während der Chef durch die Lautsprecher rief: »OPFERT!! Das Metall verlangt Opfer!«

Indriði ließ sich dazu verleiten, mit dem Mädchen von der Brutstation anzubändeln. Sie hatte rabenschwarzes Haar und Eulenaugen. An den Wänden der Brutstation hockten kreischende Vögel auf kotverschmierten Vorsprüngen, und der starke Trangeruch vom Magenöl der Eissturmvögel lag in der Luft. Indriði ging regelmäßig zu ihr und las seine Liste vor. Es war wichtig, genauso viele Vögel freizulassen, wie erschlagen worden waren, damit das natürliche Gleichgewicht nicht durcheinandergeriet.

»Vierzig Papageitaucher, eine Mantelmöwe, vierzehn Dreizehenmöwen, acht Eissturmvögel«, verkündete er und reichte ihr seine Liste.

»Da steht Dreizehenlöwen. Warum schreibst du l anstatt m?«

»Ich fand’s witzig.«

»WAS?«, rief sie. »WAS HAST DU GESAGT?«

»ICH FAND’S WITZIG! ICH DACHTE, ES WÜRDE DICH AMÜSIEREN!«

Die Umgebung lud nicht gerade zum Scherzen ein, und das Mädchen lächelte ihn nur selten an.

Unter den Basstölpeln entstand ein Tumult, und sie kreischten um die Wette, weil sich eine Mantelmöwe zwischen sie gesetzt hatte. Deshalb mussten sie



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